Vorwort zur Online-Ausgabe des O+P-Fachlexikons “Fluidtechnik von A bis Z“

Die hydraulische und pneumatische Antriebs-, Steuerungs- und Regelungstechnik – zusammenfassend als Fluidtechnik bezeichnet – ist ein vergleichsweise junges Fachgebiet der Antriebs- und Automatisierungstechnik, dessen breite industrielle Anwendung erst Mitte des 20. Jahrhunderts begann. Zuvor waren es meist spezielle Einsätze, in denen man sich die Vorzüge der Fluidtechnik zunutze machte, etwa bei pneumatischen Bremsen für Schienenfahrzeuge oder hydraulischen Lenkhelfsystemen für Automobile, bei Pressen oder bei servohydraulischen Folgeregelungen für Flugzeugsteuerungen.

In den 1950er Jahren begann man verstärkt damit, die Fluidtechnik im Maschinen- und Anlagenbau, in mobilen Arbeitsmaschinen, in Kraftfahrzeugen, in der Schifffahrt sowie in der Luft- und Raumfahrt einzusetzen. Sie diente zur Automatisierung von Arbeitsprozessen, zur Vereinfachung von Maschinenkonstruktionen und zur Leistungssteigerung. Obwohl die Fluidtechnik ein vielfältiges Anwendungsgebiet hatte und für den Maschinenbau ein wichtiges Fachgebiet war, ist sie bis dahin – anders als die Elektrotechnik – kein Studienfach an Hochschulen und Universitäten gewesen. Folglich sind bis in die 1970er Jahre hydraulische Komponenten und Systeme vorwiegend auf der Grundlage von Kundenforderungen und praktischer Erfahrungen innovativer Ingenieure entwickelt worden. Zahllose Geräte, Geräteteile und technische Methoden entstanden und waren zum Verständnis zwischen Herstellern und Anwendern neu zu benennen. Dies taten viele Hersteller weitgehend nach Gutdünken, zumal man sich durch geschickte eigene Wortschöpfungen von den Wettbewerbern unterscheiden konnte. Lange Zeit hat das die Terminologie in der Fluidtechnik geprägt.

Mit dem O+P-Fachlexikon “Fluidtechnik von A bis Z“, dessen 1. Auflage 1989 bei den Vereinigten Fachverlagen in Mainz erschien, hat Hans Ebertshäuser einen wichtigen Beitrag geleistet, um die in der Fluidtechnik angewendeten Begriffe und Bezeichnungen zu definieren und zu erläutern. Dies löste manch fruchtbare Diskussion in der Fluidtechnik-Branche und bei Anwendern über Bezeichnungen und ihren fachlichen Zusammenhang aus. Hochschulforschung und Normung haben zusätzlich dazu beigetragen, Begriffe und Definitionen zu vereinheitlichen und zu präzisieren. Daher gab es 1995 die 2. überarbeitete Auflage, in der gemeinsamen Autorenschaft von Hans Ebertshäuser (1992 verstorben) und Siegfried Helduser. Darin wurden insbesondere Begriffe aus den Gebieten Messen, Steuern, Regeln (MSR), der Mikroelektronik sowie der elektrohydraulischen Steuerungs- und Regelungstechnik überarbeitet oder neu aufgenommen.

20 Jahre nach Erscheinen der 2. Auflage ist eine erneute Bearbeitung des O+P-Fachlexikons der Fluidtechnik notwendig: Mechatronik, digitale Signalverarbeitung und neue Sicherheitsnormen machen die Aufnahme zahlreicher zusätzlicher Begriffe und Definitionen erforderlich, um den aktuellen Stand der Technik wiederzugeben. Diese Arbeiten übernimmt ab Januar 2015 ein Autorenteam der Firma HAWE Hydraulik SE, München, damit weiterhin ein hilfreiches Nachschlagewerk für die Fluidtechnik bereitsteht. Die neue Auflage erscheint nicht mehr als gedrucktes Buch, sondern als Online-Version in deutscher und englischer Sprache auf der Homepage der HAWE Hydraulik SE.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Siegfried Helduser, Fakultät Maschinenwesen, Technische Universität Dresden

Dr. Michael Werner, Vereinigte Fachverlage GmbH, Mainz